Islandpferde

Gangarten und gangspezifischen Beschläge

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Wie der Name schon sagt und auch der Duden schreibt handelt es sich beim Islandpferd um eine Pferderasse aus Nordeuropa. Das Islandpferd ist ein zwischen 130 cm und 150 cm großes, mit üppigem Behang versehenes Robustpferd. Sein Körperbau ist kräftig und dennoch elegant. Die Ausstrahlung drückt Charakter und Vertrauen aus. In seinem Winterfell trotzt es jedem Schneesturm, denn es besteht aus dichter Unterwolle und schützen-dem Deckhaar. Weiterhin zeichnet die Vielfalt der Fellfarben das einzelne Islandpferd in seiner Einmaligkeit aus. Es ist keine Seltenheit, gerittene Islandpferde im Alter von über 25 Jahren anzutreffen. Dies führen viele Fachleute darauf zurück, dass es sich hierbei um eine Spätentwicklerrasse handelt und die Ausbildung erst mit dem vierten Lebensjahr beginnt. Das Islandpferd verfügt über eine robuste Gesundheit und ist sehr ausdauernd. Untersuchungen über die Belastbarkeit der Vorder- und Hinterextremitäten im Vergleich zu Großpferden haben ergeben, dass die Belastbarkeit mit Größe des Pferdes proportional abnimmt. In ihrer tausendjährigen Geschichte der Reinzucht haben die harte Natur und ihre Bewohner es den Ponys nicht leichtgemacht. Ihre Rasse wurde entscheidend beeinflusst von den harten Wintern, den kurzen Sommern und der kargen Nahrungsgrundlage auf Island. Nur die abgehärteten, anspruchslosen Pferde überlebten. Sie waren Tragtier, Reittier und Fleischlieferant zugleich.

Spaß mit Tölt und Pass

Das Islandpferd verfügt über die drei Grundgangarten Schritt, Trab und Galopp, sowie die Spezialgänge Tölt und evtl. Rennpass. Man bezeichnet sie dann landläufig als Vier- bzw. Fünfgänger.
 
Der Tölt gehört zu den hervor-stechensten Merkmalen des Islandpferdes und ist wahrscheinlich die Hauptgrund für die weite Verbreitung und Beliebtheit dieser Rasse. 
Der Tölt ist eine angenehm zu sitzende Gangart, nahezu erschütterungsfrei und sehr rückenschonend für den Reiter. Die Tempi reichen von Schritt- bis Galopptempo.
Die Töltveranlagung ist bei den Islandpferden unterschiedlich stark ausgeprägt. So gibt es Pferde, die erst in der Gangart Tölt ausgebildet werden müssen und solche, die hingegen Tölt schon als Fohlen auf der Weide zeigen. Letztere sind die besonders bei den Freizeitreitern beliebten Naturtölter. 
 
Der Rennpass ist eine rassespezifische Gangart, die sich sowohl durch die laterale Beinbewegung, eine hohe Geschwindigkeit und eine Flugphase auszeichnet. Rennpass wird nur über kurze Distanzen von maximal 250m gezeigt. Ein schnelles Islandpferd kann Zeiten von ca. 20 sek. auf 250m erreichen.
Somit müssen wir als Schmiede den beiden zusätzlichen Gangarten und deren Beschlag ein besonderes Augenmerk schenken. Wie bei jedem Hufbeschlag müssen die in Abhängigkeit stehende Dynamik = Bewegung, Statik = Kraftübertragung Geometrie = Wirkung auf den Huf besonders beachtet werden. In meinen Ausführungen beschränke ich mich im Besonderen auf die Dynamik heißt die Bewegung und Fußung der beiden Spezial-Gangarten Tölt und Rennpass. Die Bewegung der Grundgangarten setze ich als bekannt voraus. Gerade der Hufschmied nimmt eine wichtige Stellung in der Erhaltung und Wiederherstellung der Hufgesundheit ein. Wir sind direkte regelmäßig wier kehrende Diensleister am Huf. Uns obliegt es vor dem Beschlag ,der Hufkorrektur, den Huf, die Gliedmaßenstellung, den Gang des Pferdes zu beurteilen. So kann er die Arbeit individuel, optimal und zum Wohle des Pferdes zu verrichten. Hier besteht kein Unterschied zw. Gang-,Spring-,Dressur-,Western- und sonstiger Pferde. Viel bringt Viel greift hier nicht, weder beim Training noch beim Beschlag.      
 
Nachstehend werden die einzelnen Gangarten erklärt.

Der Schritt

Der Schritt ist die Fortbewegungsgangart für schweres, unebenes Gelände sowie zur Erholung nach einer Anstrengung. Er ist eine Gangart im Viertakt. Das Pferd verliert niemals den Bodenkontakt. Die Hufe befinden sich längere Zeit auf dem Boden als in der Luft. Das Pferd fußt in der Reihenfolge – hinten links, vorne links, hinten rechts, vorne rechts- auf. Hier wechseln sich immer Dreibein – mit Zweibeinstützen ab.

Der Trab

Der Trab ist eine gesprungene Gangart mit diagonaler Fußfolge, also ein Zweitakt. Es fußen diagonal hinten links – vorne rechts und hinten rechts – vorne links , dazwischen befindet sich eine Flugphase. Der Trab ist ein Zweitakt.

Der Galopp

Der Galopp ist die schnellste Gangart des Pferdes. Man unterscheidet zwischen Links- und Rechtsgalopp. Der Unterschied zwischen Recht- und Linksgalopp ist daran zu erkennen, dass z. B. beim Linksgalopp die linke Vorhand zuletzt auffußt .Danach folgt die Sprungphase. Der Galopp ist ein Dreitakt. Die vorrangig aus der äußeren Hinterhand entwickelten Schub- und Schnellkraft lässt den Körper über die Diagonale und innere Vorhand abrollen, worauf eine Sprungphase erfolgt und das Pferd auf der weit unter den Körper schwingenden äußeren Hinterhand landet.

Der Tölt

Der Tölt hat die gleiche Fußfolge wie der Schritt, ist aber im Gegensatz zu ihm keine schreitende, sondern eine gelaufene Gangart. Der Tölt hat keine Sprungphase, somit verliert das Pferd keinen Moment den Bodenkontakt. Das Pferd fußt in der Reihenfolge hinten links – vorne links, hinten rechts – vorne rechts nacheinander ab. Hierbei kommt es mehrfach zu einer Einbeinstütze. Im Gegensatz zum Schritt wird die dortige Dreibeinstütze durch eine Einbeinstütze ersetzt. Der Tölt ist ein Viertakt.

Der Rennpass

Im Pass springt das Pferd von einem lateralen Beinpaar auf das andere. Betrachtet man die Bewegung des Pferdes genau, so stellt man fest, dass das Hinterbein kurz vor dem Vorderbein der gleichen Seite auffußt und demnach das Vorderbein erst kurz nach dem Hinterbein wieder abfußt. Nach der lateralen Zweibeinstütze erfolgt eine Flugphase.

Der Hufbeschlag bei Gangpferden

Nachfolgend gehe ich auf den passenden Hufbeschlag für die Gangarten Tölt und Pass ein. Als allgemeiner Grundsatz gilt, dass jede Pferderasse sehr empfindlich darauf reagiert, wie sie beschlagen ist. Ganz besonders empfindlich reagieren Gangpferde auf die Gewichtsverteilung und den Sitz der Hufeisen. Daher muss der Beschlag zu dem jeweiligen Pferd und der Gangveranlagung passen. Oberste Priorität muss hier, wie bei allen anderen „normalen“ Hufbeschlägen die Beschaffenheit der Hufe, sowie die Stellung der Gliedmaßen haben. Der Beschlag ist ein notwendiges Übel, denn die Natur hat den Tieren an den Endigungen der Gliedmaßen entsprechend gesunde Hufe mitgegeben. Sinn und Zweck ist es auch bei den Gangpferdebeschlägen diese zu erhalten, nicht zu zerstören oder zu deformieren. Die einfallenden Körperlasten müssen in der Mitte des Hufes platziert und die regelmäßige Hufform angestrebt werden. Die Fußung und der Fesselstand sind wie bei jeder anderen Rasse zu beachten, so dass die Tiere langfristig lahmfrei und gebrauchsfähig dem Besitzer zur Verfügung stehen. Daher muss beim Training beachtet werden, das durch das Hufeisen, insbesondere durch schwere Hufeisen die Beine sehr beansprucht werden und somit an die Grenzen ihrer Belastbarkeit gelangen.

Durch eine Erhöhung des Gewichts am Pferdehuf wird die Bewegung des Pferdes beeinflusst. Hierfür sind die Fliehkräfte verantwortlich. Näheres belegt die Studie von PD. Dr. M. Weishaupt und Dr. N. Waldern an der Universität Zürich. Die Wirkung des Hufbeschlages auf die Vorder- und Hinterbeine unterscheidet sich dadurch, das die Hinterhand nur gering auf Gewichtshilfen reagiert, hingegen reagiert die Vorhand schon auf leichte Gewichtsveränderungen.

Ein Beschlag mit Gewichtseisen kann nur eine temporär begrenzte, unterstützende Hilfe für den Reiter darstellen. Er ist nicht in der Lage, mangelndes reiterliches Können oder unzureichende Gymnastizierung des Pferdes auszugleichen.

Passtölter

Verschiebung vom Viertakt zum lateralen Zweitakt.

Das Pferd muss, um dem Viertakt näher zu kommen, vorne schwerer beschlagen werden. Sollte eine längere Trainingsphase mit Gewichtshilfen notwendig sein, ist der Polsterbeschlag einem Gewichtseisen vorzuziehen. Polsterbeschläge zeichnen sich dadurch aus, dass sie eine hufverlängernde Wirkung haben, jedoch ohne die Sehnen und Bänder zu belasten. Außerdem wirkt sich die Polsterung positiv auf die Hufe und Gelenke aus.

Trabtölter

Verschiebung vom Viertakt zu diagonalen Zweitakt.

Das Pferd muss, um dem Viertakt näher zu kommen, vorne leicht beschlagen werden. Hier können Trabereisen oder kurzzeitiges Barfußgehen in der Trainingsphase hilfreich sein.

Der richtige Beschlag für den Passgänger

Das Gewicht am Huf kann eine kurzzeitige Auswirkung darauf haben, wie stark das Pferd Pass läuft. Die Hinterhand muss zwangsläufig im hohen Tempo an dem diagonalen vorderen Stützbein vorbeikommen, ohne diese zu berühren (Streichverletzung). Dies erreicht man durch einseitiges Verkürzen der inneren Hufzehe mit dem Resultat einer leicht zehenweiten Stellung. Ein zu hohes Gewicht an der Vorhand durch die vorab beschriebenen Hilfsmittel (Glocken und Gewichtseisen und Hufpolster) führen zu einem hohen Bewegungsbogen. Dieser unterbricht deutlich die lateralen Bewegungen. Hier muss ein ausgewogenes Gewichtsverhältnis zum Hintereisen angestrebt werden, um das Anspringen des Pferdes, bedingt durch zu leichte Hufeisen und kurze Hufe, zu vermeiden. Hier muss der Hufschmied in Zusammenarbeit mit dem Reiter den passenden, gangspezifischen Beschlag herausfinden.

Hufbeschlag und Schutzmaterialien

Auszug aus der FIPO 2012

Die nachstehenden Zulassungsbestimmungen können auf der IPZV-Homepage in der jeweiligen aktuellen Fassung nachgeschlagen werden.

Der Hufbeschlag ist in der Sportordnung für Turniere sehr genau geregelt und wird von den Richtern sehr genau kontrolliert, um Auswüchse im Hufbeschlag (Gewichtseisen und sonstige Manipulationen) auszuschließen. Besondere Beachtung von Seiten des Hufschmied sollten die vorgeschriebenen Hufeisenmaße finden, denn hier besteht die Gefahr, durch Schmieden die Abmessungen so zu verformen, daß sie zur Disqualifizierung des Reiters führen. Die aufgebrachten Hufeisen dürfen die vorgeschriebenen Maße von 23 mm Breite und 10 mm Stärke nicht überschreiten. Dies ist bei den verwendeten Standardhufeisen von der Größe 22 x 10 bzw. 22 x 8 leicht der Fall. Beachtung sollte unbedingt die Länge der Hufzehen finden, diese muss natürlich sein und darf 9,5cm nicht überschreiten. (Bei größeren Islandpferden Stockmass größer 145 cm sind 10 cm zugelassen. Da die Turniere verteilt auf eine Beschlagsperiode stattfinden, muss das Hufwachstum bei jedem neuen Beschlag mit einkalkuliert werden.

Bei der Verwendung von Polstern, Kunststoffkeile und Hufeisenunterlagen dürfen nur Hufeisen von der Stärke 8mm verwendet werden. Kunststoffkeile dürfen nur zum Einsatz kommen, wenn diese zum Korrekten Fesselstand führen. Ihre Stärke darf im Trachtenbereich 8,0 mm abfallend zu den Zehen auf 2mm nicht überschreiten. Eine Kombination dieser Kunststoffkeile sowie der Kunststoffplatten darf nur in Verbindung mit 8 mm Eisen zum Einsatz kommen. Es hat sich jedoch herausgestellt, das 8 mm Hufeisen in Verbindung mit Kunststoffplatten und den entsprechenden Füllmaterialien ( Silikon, Werg oder Hanf) in der Regel vergleichsweise schwerer sind als 10 mm Hufeisen. Schraubstollen oder genieteter und geschweißter Stollengleitschutz an den Schenkelenden darf 15 x15 x 12 nicht überschreiten. Hartmetallstifte sind eine Alternative zu den Stollen. Zusätzliche Schweißnähte sind grundsätzlich verboten.

Hufeisenunterlage (Kunststoff oder Leder)

Steg darf max. 20 mm breit und 5 mm stark sein Platten oder Keilplatten nur bei 8mm Eisen verwenden

In dieser Arbeit über Islandpferde, ihre Gänge und deren Spezialbeschläge in Tölt und Pass konnten nur die wichtigsten Kriterien aufgezeigt werden. Zur Vertiefung dieses Themas steht die IPO und die Islandpferdereitlehre zur Verfügung, aus deren Inhalt ich einiges entnommen habe.

Quellenverzeichnis:

  • Islandpferdereitlehre W.Feldmann
  • Reynirs Islandpferde- Reitschule Reynir Adalsteinson / Gabriele Hampel
  • Das Islandpferd IPZV
  • www.ipzv.de

Fotos:

  • Karsten Jung

Zeichnungen:

  • Gunther Steinseifer Islandpferde